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Geschichte

Die Gemeinde Leubsdorf mit ihren Ortsteilen Leubsdorf, Marbach, Schellenberg und Hohenfichte liegt am Nordrand des Erzgebirges südöstlich von Chemnitz in den Seitentälern der Flüsse Flöha und Große Lößnitz. Die Besiedlung dieses Gebietes erfolgte wahrscheinlich im 11. und 12. Jahrhundert, erste urkundliche Erwähnungen sind im 13. und 14. Jahrhundert nachweisbar. Die Siedler kamen aus dem Fränkischen und Thüringischen (Orlagau), die den undurchdringlichen Wald des Erzgebirges rodeten und zu fruchtbaren Acker- und Weideland umgestalteten. Sie erhielten ihr Land zu Lehen und entrichteten den Korn- bzw. Frohn-Zehnten (zehnter Teil). Das Schloss Augustusburg (1568-1573 erbaut) beeinflusste entscheidend die Entwicklung auch der vorgenannten Ortsteile. Die neugegründeten Dörfer bezeichneten die Siedler mit Heimatnamen (z. B. Leubsdorf bei Triptis an der Orla). In den Orten der Gemeinde entstanden durch den 30-jährigen Krieg, den Rückzug Napoleons 1813 und der Pest im 17. Jahrhundert große materielle Schäden und viel menschliches Leid.
 
Der Ort Leubsdorf entstand in einem östlichen Seitental der Flöha als reines Waldhufendorf und umfasste etwa 38 Hufen (ca. 1000 Hektar). Die Güter liegen hoch über dem Tal, im Tal siedelten sich später Handwerker an. Die Land- und Forstwirtschaft spielte in den vergangenen Jahrhunderten die dominierende Rolle; das dörfliche Handwerk entstand gleichzeitig (Hufschmied, Böttcher, Köhler). Später entwickelte sich vor allem auf Grund des Holzreichtums und der Arbeitsteilung weitere Berufe, wie Wagenbauer, Zimmerer, Tischler, Leineweber, Maurer, Fleischer, Bäcker u.v.a. mehr. Bereits im 16. Jahrhundert existierten einige Mühlen in den Flusstälern, die Mahlgänge für Getreide und Oelfrüchte besaßen bzw. das reichlich vorhandene Holz bearbeiteten und bis im 20. Jahrhundert die Wasserkraft der Flüsse nutzten. Ziegel für den Hausbau wurden zeitweise in den Ziegeleien des Ortes hergestellt.
 
Zwei verheerende Brände (1788 und 1843) verursachten hohe Schäden und großes Leid, verdeutlichen aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Hilfsbereitschaft in dieser Zeit. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Leubsdorf zum Gewerbestandort. Die holzbe- und verarbeitende Industrie entstand; verdrängte die handwerkliche Fertigung von Holzwaren, Haus- und Küchengeräten und Kleinmöbeln. Der Transport des Holzes wurde durch die 1875 in Betrieb genommene Flöhatalbahn und die ab 1893 verkehrende Kleinbahn Hetzdorf-Hammerleubsdorf-Eppendorf wesentlich verbilligt. Gleichzeitig entstanden als Folge der Bildung des deutschen Reiches (1871) und der Industriealisierung im Ort gesellschaftliche Veränderungen, die u.a. auch zur Gründung von Vereinen beitrugen, die sich mit einer sinnvollen Freizeitgestaltung beschäftigten. Nach 1945 wurden zunächst Aufwaschtische und –schränke gefertigt, später komplette Küchen produziert (ratiomat). Später kamen kunstgewerbliche Erzeugnisse aus Holz hinzu. Diese Linie wird bis in die Gegenwart fortgeführt und durch  Betriebe und Gewerbetreibende der Kunststoff- und Metallbearbeitung ergänzt.
 
Marbach, ebenfalls als Waldhufendorf angelegt. Die Landwirtschaft und Tierhaltung geprägt noch heute unser Marbach. Es besaß in den vergangenen Jahrhunderten ein Lehngericht und diverse Bauerngehöfte, die besonders Pferdezucht und –handel betrieben. Berufe, wie Hufschmied, Seiler, Wagenbauer, Korbmacher u.a. bildete die örtliche Handwerkerzunft. Im Zuge der Industrialisierung entstanden eine Papiermühle, mehrere kleine Holzbetriebe und eine Ziegelei. Ein großer Teil der arbeitsfähigen Einwohner arbeitete im 20. Jahrhundert auswärts (Pendler bis nach Chemnitz). Die 1875 in Betrieb genommene Bahnlinie Chemnitz-Komotau ermöglichte dies auch für die Nachbarorte.
 
Schellenberg ist der südöstlich der Augustusburg gelegene Ort mit dominierender Landwirtschaft. Er war der im 16. Jahrhundert erbauten Burg besonders zu Jagd und anderen Frondienstleistungen verpflichtet und besaß ein Vorwerk, ein Lehngut, ca. 30 Bauerngehöfte und die Höllmühle mit herrschaftlichem Höllhaus. Sie hatte die Baudienste für den Ort und die Instandhaltung der Holzbrücke über die Flöha (nach Leubsdorf) zu gewährleisten. Die Höllmühle besaß bis zu drei Mahlgänge mit Schwarz- und Weißbäckerei, die Schankgerechtigkeit, einen Schneidegang und später eine Holzschleiferei. Im Ort, der bis 1919 Dorfschellenberg hieß, arbeiteten ab 1837 eine Baumwollspinnerei, sowie eine Verbandstofffabrik und zwei Ziegeleien.
Der am weitesten flussabwärts liegende Ort der Gemeinde ist Hohenfichte mit dem bis 1922 selbstständigen Ortsteil Metzdorf.
Als Kleinod und technisch seltenes Kulturdenkmal verbindet beide Teile seit 1602 eine Holzbrücke, die im Winter häufig beschädigt und regelmäßig neu erbaut werden musste und später überdacht wurde.
 
Im 17. Jahrhundert entstand ein Rittergut mit Schäferei und Mühle. Später siedelten sich typisch ländliche Berufe an, es wurden eine Verbandstofffabrik und im Lößnitztal eine Parkettfabrik errichtet. Eine Baumsollspinnerei, durch Max Hauschild 1833 erbaut, beschäftigte bis in die Gegenwart zeitweise bis zu Tausend Einwohner der Umgebung.

Ortschronist Christian Kunze